Reihe B: Forschungen

Arnold, Claus: Katholizismus als Kulturmacht. Der Freiburger Theologe Joseph Sauer (1872–1949) und das Erbe des Franz Xaver Kraus, Paderborn [u. a.] 1999

(Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte, Reihe B: Forschungen, Bd. 86)
Claus Arnold: Katholizismus als Kulturmacht. Der Freiburger Theologe Joseph Sauer (1872–1949) und das Erbe des Franz Xaver Kraus.
Claus Arnold: Katholizismus als Kulturmacht. Der Freiburger Theologe Joseph Sauer (1872–1949) und das Erbe des Franz Xaver Kraus.

Der Freiburger Theologe Joseph Sauer (1872–1949) verstand sich als wissenschaftlicher Erbe seines Lehrers, des »liberalen« Franz Xaver Kraus (1840–1901) und suchte dessen Programm eines kulturmächtigen Katholizismus umzusetzen. Als Archäologe und Kunsthistoriker war Sauer im Wissenschaftsbetrieb des Kaiserreichs und der Weimarer Republik hochangesehen. Kein anderer deutscher Theologe hatte während der Modernismuskrise in der katholischen Kirche (1893–1914) so weitreichende internationale Kontakte zu Reformtheologen wie Sauer. Ab 1916 prägte er in Freiburg entscheidend die Geschicke der Theologischen Fakultät und dann als zweimaliger Rektor auch der gesamten Universität. 1933 fungierte Sauer als Prorektor unter Martin Heidegger und nach 1945 als ständiger Senator.

Der Autor nimmt die Selbstdeutung Sauers als Kraus-Erbe kritisch auf und beleuchtet dessen Vita vor dem Hintergrund der Katholizismus- und Universitätsgeschichte des 20. Jahrhunderts. Die herkömmliche scharfe Trennung von »ultramontanem« und »liberalem« Katholizismus trifft für Sauer nicht zu. Seine Selbstimmunisierung gegen den kirchlichen Antimodernismus und sein Rückzug in die »positive Arbeit« sind aber durchaus repräsentativ für die Mehrheit der damaligen deutschen Theologen. Ähnliches gilt für Sauers engen Anschluß an das nationalkonservative universitäre Establishment nach 1918, seine Enttäuschung über die mangelnde Solidarität »liberaler« Kollegen nach 1933 und seine Option für eine Katholisierung der Universität Freiburg nach 1945.

Die Untersuchung beleuchtet schließlich auch Sauers Verhältnis zur badischen Zentrumspartei und damit einen wichtigen Teil der politischen Geschichte des deutschen Südwestens. Der Spannungsbogen reicht von der völligen Ablehnung des populistischen Zentrumsführers Theodor Wacker vor 1914 über teilweise Zusammenarbeit in der Weimarer Zeit bis zu Sauers Engagement für eine überkonfessionelle Neuorientierung nach 1945.

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