Reihe B: Forschungen

Liedhegener, Antonius: Christentum und Urbanisierung. Katholiken und Protestanten in Münster und Bochum 1830–1933, Paderborn [u. a.] 1997

(Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte, Reihe B: Forschungen, Bd. 77)
Antonius Liedhegener: Christentum und Urbanisierung. Katholiken und Protestanten in Münster und Bochum 1830–1933.
Antonius Liedhegener: Christentum und Urbanisierung. Katholiken und Protestanten in Münster und Bochum 1830–1933.

Die Entstehung der modernen Welt ist auf vielfältige Weise mit der Urbanisierung im 19. und 20. Jahrhundert verwoben. In religiöser Hinsicht galten die Großstädte schon im Kaiserreich als die Brennpunkte der Entkirchlichung und Säkularisierung. Trifft aber das gängige Bild von der entkirchlichten Großstadt die historische Wirklichkeit? Erstmals wird diese Frage in einem langfristigen Vergleich für zwei Städte quellennah untersucht. Die Ergebnisse dieser Pionierstudie überraschen: Gleich, ob im traditionsreichen Verwaltungs- und Dienstleistungszentrum Münster oder in der jungen Industrie- und Arbeiterstadt Bochum, in erster Linie bestimmte die Konfession das Ausmaß der aktiven Kirchlichkeit. Rund um die katholischen Kirchen entstand im Zuge der Verstädterung und Industrialisierung ein dichtes katholisches Milieu; noch Ende der Weimarer Republik gingen in Münster wie Bochum 60 % aller Katholiken zur Osterkommunion. Unter den Protestanten dagegen wiesen Gottesdienstbesuch und Abendmahlsteilnahme in beiden Städten einen kontinuierlich rückläufigen Trend auf. Hier stand die kleine Kerngemeinde der Kirchentreuen am Ende eines langfristigen Säkularisierungsprozesses. Katholiken und Protestanten lebten in Münster wie in Bochum je länger desto mehr in getrennten Welten.

Durch die Verknüpfung erzählender Quellen mit statistischen Erhebungen gelingt es dem Autor, die Geschichte der katholischen und evangelischen Gemeinden in ihrerjeweiligen wirtschaftlichen und sozialen Einbettung anschaulich und systematisch darzustellen. Weit über 100 Graphiken und Tabellen präsentieren die Befunde zum sozialen Wandel, zur seelsorglichen Versorgung, zum konfessionellen Vereinswesen, zur Kirchenbindung, zum Wahlverhalten und zum Kirchenaustritt. Die Studie leistet damit einen Beitrag zur Alltags- und Kulturgeschichte des deutschen Katholizismus wie Protestantismus und schließt zugleich eine Lücke zwischen der jüngeren Urbanisierungsforschung und den sozial- und kirchengeschichtlichen Forschungen zur Religion in der Moderne.

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