Reihe B: Forschungen

Grütz, Reinhard: Katholizismus in der DDR-Gesellschaft 1960–1990. Kirchliche Leitbilder, theologische Deutungen und lebensweltliche Praxis im Wandel. Paderborn [u. a.] 2004

(Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte, Reihe B: Forschungen, Bd. 99)
Reinhard Grütz: Katholizismus in der DDR-Gesellschaft 1960–1990. Kirchliche Leitbilder, theologische Deutungen und lebensweltliche Praxis im Wandel.
Reinhard Grütz: Katholizismus in der DDR-Gesellschaft 1960–1990. Kirchliche Leitbilder, theologische Deutungen und lebensweltliche Praxis im Wandel.

In der Erforschung des ostdeutschen Katholizismus dominierten bisher politikwissenschaftliche oder rein kirchengeschichtliche Betrachtungsweisen. Diese Arbeit orientiert sich dagegen an den Perspektiven einer historischen Kulturwissenschaft. Ihr Fokus richtet sich auf die Deutungsmuster, Vorstellungen und Symbole sowie Selbstdeutungen und Selbstbilder, die im ostdeutschen Katholizismus zwischen 1960 und 1990 virulent waren. Deren Wandel und Konstanz stehen im Mittelpunkt der Untersuchung.

Die Beschreibung der »Innenansichten« des ostdeutschen Katholizismus zeigt, daß und wie sich seit den 60er Jahren grundlegende Wandlungen in seinem Normen- und Symbolhaushalt vollzogen haben. Erkennbar sind eine beschränkte positionelle Pluralität sowie eine Ausfächerung und gestiegene Akzeptanz verschiedener Lebensstile. Diese Entwicklungen werden flankiert durch soziale und bildungsbestimmte Aufstiegsprozesse von Katholiken. Das traditionelle katholische Bildungsdefizit ist in der Endzeit der DDR bei jüngeren Katholiken nicht mehr zu finden. Ein Ausdruck für diese Veränderungen war die überproportionale Repräsentanz von Katholiken in politischen Ämtern und Gremien nach 1990.

Im ersten Teil der Arbeit kommen grundlegende Begriffe und Modelle zur Sprache: die Rolle von Religion in der DDR, das Verhältnis von DDR-Gesellschaft und Modernisierung, gegenwärtige Trends in der Katholizismusforschung und der theologische Rezeptionsbegriff. Der zweite Teil bietet eine Rahmengerüst für die Auseinandersetzungen um das Konzil im DDR-Katholizismus. Ziel ist es, die mit der Konzilsrezeption verbundene »verborgene Konfliktgeschichte« zu erhellen. Im dritten Teil werden die für den ostdeutschen Katholizismus zentralen Themenfelder und Diskurse von Ehe/Familie, Gemeinde/Diaspora und die zentralen Priesterbilder beschrieben und analysiert. Sie bildeten den »Lebenshorizont« der Katholiken in der DDR. In oder an ihnen formte sich die katholische »Kultur«.

So entsteht ein farbiges Bild katholischer Lebenswelt in der DDR in den drei Jahrzehnten vor der friedlichen Revolution.

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