Reihe B: Forschungen

Illemann, Regina: Katholische Frauenbewegung in Deutschland 1945–1962. Politik, Geschlecht und Religiosität im Katholischen Deutschen Frauenbund, Paderborn 2016

(Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte, Reihe B: Forschungen, Bd. 133)
Regina Illemann: Katholische Frauenbewegung in Deutschland 1945–1962. Politik, Geschlecht und Religiosität im Katholischen Deutschen Frauenbund.
Regina Illemann: Katholische Frauenbewegung in Deutschland 1945–1962. Politik, Geschlecht und Religiosität im Katholischen Deutschen Frauenbund.

»Kinder, Küche, Kirche« gilt allgemein als Stereotyp »der Frau« in der Adenauer-Ära. Die katholische Kirche wird meist zu jenen gesellschaftlichen Kräften gezählt, die dieses Bild nachhaltig konservierten. Allerdings zeigt das Beispiel des Katholischen Deutschen Frauenbundes eine andere, weitaus dynamischere Wirklichkeit.

Im Zentrum der Studie stehen Katholikinnen, die nach 1945 entschlossen ihre 1903 begonnene Arbeit als katholische Frauenbewegung fortsetzten und sich mit eigenständigen Positionen im gesellschaftlichen Leben und in ihrer Kirche profilierten: Bereits organisatorisch setzte sich die dezidiert weibliche Führungsspitze von jenen katholischen Frauenvereinen ab, die sich unter der Leitung von Klerikern eher karitativ oder spirituell engagierten. Erfolgreich stemmten sich Frauen wie Helene Weber, Gertrud Ehrle und Aenne Brauksiepe Versuchen der Bischöfe entgegen, auch ihren Verband enger an die Kirchenleitung zu binden.

In seinen gesellschaftlichen Vorstellungen löste sich der Frauenbund von traditionellen Rollenbildern und vertrat in Anlehnung an die bürgerliche Frauenbewegung emanzipatorische Ansprüche. Aus der Würdigung der verschiedenen Familienstände als gleichrangig resultierte eine hohe Wertschätzung des Verbandes für ledige berufstätige Frauen. Ein partnerschaftliches Eheverständnis floss in den Wiederaufbau der katholischen Eheberatung ein, die Müttergenesungsarbeit sollte die Leistung der Mütter öffentlich bewusst machen. Entschieden förderte der Frauenbund die Berufsausbildung von Frauen und ermutigte sie zu politischer Mitarbeit. Über sein personelles Netzwerk brachte er die Überzeugungen seiner weiblichen Mitglieder nachdrücklicher als andere katholische Organisationen in den politischen und binnenkirchlichen Diskurs ein. Die engagierten Frauen eckten dabei nicht selten an. Ihre religiöse Verwurzelung und Spiritualität widersprachen diesem Ver ständnis nicht, sondern bildeten vielmehr seine Basis.

Die überzeugende Studie gibt einen neuen Einblick in religiöses Selbstverständnis, katholische Netzwerke, gesellschaftspolitische Diskussionen und Gestaltungsräume der katholischen Frauenbewegung nach 1945.

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