Reihe B: Forschungen

Zedler, Jörg: Bayern und der Vatikan. Eine politische Biographie des letzten bayerischen Gesandten am Heiligen Stuhl Otto von Ritter (1909–1934), Paderborn [u. a.] 2013

(Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte, Reihe B: Forschungen, Bd. 125)
Jörg Zedler: Bayern und der Vatikan. Eine politische Biographie des letzten bayerischen Gesandten am Heiligen Stuhl Otto von Ritter (1909–1934).
Jörg Zedler: Bayern und der Vatikan. Eine politische Biographie des letzten bayerischen Gesandten am Heiligen Stuhl Otto von Ritter (1909–1934).

Die Gesandtschaft am Heiligen Stuhl war – neben derjenigen in Berlin – Bayerns wichtigste diplomatische Vertretung. Sie spiegelte die im Deutschen Kaiserreich singulären staatskirchlichen Rechte des bayerischen Königs ebenso wider wie das besondere Verhältnis zwischen München und Rom bis in die Spätphase der Monarchie. Die Bedeutung der römischen Gesandtschaft nahm während der Weimarer Republik sogar noch zu, da sie als einzig nennenswerte Vertretung eines deutschen Landes nach 1918 erhalten blieb. Erst die Nationalsozialisten besiegelten ihr Ende.

Die politische Biographie über den letzten bayerischen Gesandten beim Heiligen Stuhl, Otto von Ritter (1864–1940), zeigt die individuellen Handlungsspielräume, Motivationen und Verhaltensweisen eines Diplomaten während der politischen Umbrüche im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. Ritter stand seit 1889 im diplomatischen Dienst des Königreiches Bayern, der ihn 1909 nach Rom führte. Als einziger Diplomat der Mittelmächte kehrte er nach dem Ersten Weltkrieg wieder in seine Vorkriegsverwendung zurück.

Dies war die Voraussetzung für das Mitwirken des Envoyés an seiner wichtigsten Aufgabe während der Weimarer Republik: dem Abschluss des bayerischen Konkordats 1924/25. Mit ihm konnte im Deutschen Reich ein Rest staatlicher Eigenständigkeit Bayerns gerettet werden. Papst Pius XI. und sein Münchner Nuntius Eugenio Pacelli trotzten Bayern weitgehende Zugeständnisse ab, weil sie im Konkordat von Anfang an ein Vorbild sahen, das für weitere Staat-Kirche-Vereinbarungen maßgeblich sein sollte. Als Bayern 1934 in der NS-Diktatur seine Staatlichkeit genommen und zu einer Verwaltungseinheit degradiert wurde, endete auch die Geschichte der letzten verbliebenen bayerischen Auslandsvertretung.

Die Studie stützt sich auf ein breites Fundament bislang unbekannter Quellen, die zum Teil erst seit kurzem in den Vatikanischen Archiven zugänglich sind. Sie liefert einen wichtigen Baustein zur deutschen Diplomatiegeschichte. Zugleich zeichnet sie die Möglichkeiten und Grenzen bayerischer Außenpolitik zwischen 1871 und 1933 nach und steuert so einen bedeutsamen Beitrag zur politischen Geschichte Bayerns bei.

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